Was geht auf dem Tempelhofer Feld?

Mit dem Ende der Ideensammlung ist Phase I von III abgeschlossen

Das Tempelhofer Feld sieht auch ein knappes Jahr nach dem Volksentscheid noch genau so aus wie vorher. Doch der Eindruck, nichts wäre in der Zwischenzeit passiert, täuscht: Seit September 2014 läuft die Bürgerbeteiligung zum Entwicklungs- und Pflegeplan, und die erste Phase der Ideensammlung ist inzwischen beendet. Darum lud Verfahrenskoordinator Tilmann Heuser am 23. April 2015 zum Infoforum in die alte Zollgarage am ehemaligen Flughafen Tempelhof ein, um erste Zwischenergebnisse zu präsentieren.

Rund 500 Anregungen kamen aus den 23 Veranstaltungen, auf denen seit vergangenem Herbst über die Zukunft des Tempelhofer Feldes diskutiert wurde. Über die Online-Plattform (https://tempelhofer-feld.berlin.de/) gingen noch einmal etwa 330 Vorschläge ein sowie mehr als 1.500 Kommentare von rund 1.900 registrierten Nutzerinnen und Nutzern. Nach einer ersten Sichtung wurden die Ideen in acht Themengruppen aufgeteilt, sogenannte Cluster:
 

  • THF-Gesetz (Grundlage des Volksentscheids)
  • Naturschutz / Stadtklima / Bäume / Gärten
  • Geschichte / Gedenken
  • Freizeit / Erholung
  • Sport
  • Pioniere / Projekte
  • Parkmanagement / bürgerschaftliches Engagement / Veranstaltungen
  • Zusammenarbeit von Bürgern, Politik und Verwaltung

Die Vielfalt der Vorschläge spiegelt die Wünsche und Bedürfnisse der gesamten Stadt wider – um sie alle umzusetzen, wären nach Ansicht der Organisatoren zehn Tempelhofer Felder nötig. Etwa jede dritte Idee ist mit dem THF-Gesetz vereinbar, jede zehnte ist es nicht. Mehr als die Hälfte der Vorschläge muss noch konkretisiert werden.

Interessanterweise beziehen sich die meisten Ideen gar nicht auf das Feld selbst: die inhaltliche Rangliste wird angeführt von Vorschlägen, die außerhalb des Tempelhofer Feldes umzusetzen wären (z.B. Erreichbarkeit und Zugänge). Danach folgen Infrastruktur (z.B. Toiletten) und Sport, Spiel, Verwaltung und Bewirtschaftung. Die wenigsten Ideen gibt es zu Veranstaltungen, Bäumen, Gastronomie und Hunden.

Ehrgeiziges Ziel: bis Herbst soll alles fertig sein

Nun beginnt Phase II, und der Zeitplan ist eng gesteckt: bis Juli werden die gesammelten Vorschläge in „thematischen Werkstätten“ konkretisiert. Dabei sollen die Treffen z.T. auch auf dem Feld stattfinden, um noch näher „dran“ zu sein und auch Nutzer vor Ort ansprechen zu können. Ab Ende Juli soll dann in Phase III der Entwicklungs- und Pflegeplan für das Tempelhofer Feld konkret ausgearbeitet werden – Ziel ist, dass der Text Ende September vorliegt.

Tilmann Heuser wies noch einmal auf einige Problemfelder hin. So müssten jetzt auch Nutzergruppen mit ins Boot geholt werden, die bisher kaum bei der Bürgerbeteiligung mitmachen, nämlich Familien mit Kindern, Menschen mit Migrationshintergrund, Senioren und Menschen mit Behinderung. Auch werde man sich vermutlich nicht in allen Punkten einigen können. Laut Heuser kommt es aber darauf an zu klären, wie mit offenen Fragen künftig umgegangen wird. Transparenz ist weiter oberstes Gebot, d.h. jeder kann sich neben persönlichem Einsatz auch jederzeit online über alle bisherigen Ergebnisse informieren, Vorschläge kommentieren oder auch an Texten mitarbeiten.

Sorge vor Gegenwind aus der Politik

Zum Schluss ging es dann noch um Stadtentwicklungssenator Geisel (SPD) und seine Äußerung, man könne die Vorschläge der Bürgerbeteiligung in zwei Jahren noch einmal „international gegenchecken“ lassen. Teilnehmer des Infoforums wollten wissen, ob die Bürgerbeteiligung dann nicht im Grunde sinnlos wäre. Heuser sagte, dass die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung seiner Ansicht nach Bestand haben würden – er werde aber Geisel auffordern, zeitnah noch einmal konkret zum Tempelhofer Feld Stellung zu nehmen.

Diese Meldungen könnten Sie ebenfalls interessieren...
Inhaltsverzeichnis
Nach oben